Spätestens seit den verzweifelten Versuchen der EU-Kommission den „langen Sommer der Migration“ im Jahr 2015 politisch in den Griff zu bekommen, ist das migrationspolitische Instrument der Transitzentren zum geflügelten Wort europäischer Innenpolitiker geworden. Egal ob innerhalb Deutschlands, an den Außengrenzen der EU, auf dem Inselstaat Nauru oder – so ein aktueller Vorschlag – in den Maghreb-Staaten, erfüllen diese Zentren vor allem einen Zweck: Das von der Öffentlichkeit abgeschirmte sortieren, kategorisieren und kanalisieren von Migrant*innen an den Außengrenzen eines Territoriums.
Trotz der gegenwärtigen Prominenz von Transitzentren im politischen Diskurs ist über die eigentliche Selektionspraxis innerhalb existierender Zentren, die damit verbundenen Interessen und rechtlichen Bestimmungen, sowie die historische Bedeutung dieser Kontrollpraktiken wenig bekannt. In diesem Vortrag soll es genau hierum gehen: Nach einem kurzen historischen Überblick werden wir uns ausführlicher mit den sogenannten Hotspot-Zentren beschäftigten, die auf dem Höhepunkt der Krise des Europäischen Grenzregimes 2015 auf Drängen der EU in Italien und Griechenland eingerichtet wurden (basierend auf einer eigenen Feldforschung in Sizilien im September 2017). Abschließend wird kurz auf die aktuellsten politischen Entwicklungen in Italien/der EU und die damit einhergehenden Konsequenzen für die Hotspots in Südeuropa (und eventuell Nordafrika) eingegangen. Während und nach dem Vortrag wird es natürlich viel Raum für Debatten und Nachfragen geben.
Vortragender:
Paul Welch-Guerra (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für Soziologie, TU Berlin) hat im Rahmen seiner Masterarbeit („Hotspots- Die Bedeutung von Raum- und Wissenspolitik in transit processing centres“) empirisch über Transitzentren geforscht.
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