Berlin 2016, HD, 25 Min.
Im Laufe des Jahres 2015 kamen- für die meisten, wie es hieß, unerwartet- so viele Geflüchtete nach Deutschland wie seit dem Ende des 2. Weltkriegs nicht. Wir haben einige von ihnen getroffen, eine Reihe Interviews geführt- überwiegend im Berliner Lageso, wo sich die einzige Registrierungsstelle der Stadt befand. Die Begegnungen und Gespräche vermittelten uns eine Vorstellung vom gegenwärtigen Krieg und Terror, der existentiellen Unsicherheit zahlloser Menschen, noch im Lageso, das als zunächst letzte Station eines Fluchtwegs zeitweise wie extraterritoriales Gebiet wirkte, in dem Unrecht und Recht aufeinander stießen und Gesetz und Gewalt gleichzeitig herrschten.
Die Erzählungen vergegenwärtigten auch den Anspruch, den die Vergangenheit an uns richtet, denn „Ist nicht in Stimmen, denen wir unser Ohr schenken, ein Echo der nun verstummten?“(1)
Dabei zeigte das Engagement der Freiwilligen, die das behördliche Versagen abzumildern suchten und welches unter dem Motto „Willkommenskultur“ gelabelt wurde, daß die BürgerInnen der sog. westlichen Demokratien noch nicht gänzlich aufs Reich der Zwecke eingeschworen sind.
Infolge des „Türkeideals“ hat sich die „Festung Europa“ nun vorerst erneut konsolidiert. Den Preis dafür, den Status quo aufrechtzuerhalten, bezahlen wir mit Zäunen, die verhindern sollen, daß „Andere“ zu uns kommen. Was aber solcher Art Ordnung ist, hat bereits Bertolt Brecht treffend bemerkt: eine Mangelerscheinung.
Im Anschluss an den Film gibt es eine Q&A mit den Filmemacher_innen.
(1) Walter Benjamin, Über den Begriff der Geschichte, in: Sprache und Geschichte, Reclam 1992, S.142
Die Veranstaltung findet nur im Veranstaltungsraum statt. In den anderen Räumen Barbetrieb wie immer.
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